
Der Erfolg Ihres Förderantrags in Leipzig hängt weniger von der reinen Idee als von der strategischen Navigation durch den Prozess ab.
- Die Leipziger Förderlandschaft ist durch dezentrale Stadtbezirksbudgets einzigartig zugänglich, auch für kleine Initiativen.
- Die größte Hürde ist oft nicht der Antrag selbst, sondern die unzureichende Planung des Eigenanteils und des richtigen Zeitpunkts.
Empfehlung: Konzentrieren Sie sich von Anfang an auf die Absicherung Ihrer Eigenmittel und nutzen Sie die fortlaufenden Antragsfristen in Leipzig zu Ihrem Vorteil, anstatt auf den Jahresendspurt zu warten.
Der „Förderdschungel“ – ein Begriff, der bei vielen engagierten Vereinsmitgliedern und ehrenamtlichen Initiatoren in Leipzig sofort ein Gefühl der Überforderung auslöst. Sie haben eine großartige Idee, die das Viertel beleben, den Sport fördern oder den sozialen Zusammenhalt stärken würde. Doch die Suche nach finanzieller Unterstützung fühlt sich oft an wie eine Expedition ohne Karte. Man hört von unzähligen Töpfen, komplizierten Richtlinien und dem Mythos des „perfekten Antrags“. Die üblichen Ratschläge – „Lesen Sie die Richtlinien“ oder „Fangen Sie früh an“ – sind zwar richtig, lassen Sie aber oft mit der entscheidenden Frage allein: Wie genau funktioniert das in der Praxis?
Die Wahrheit ist, dass die meisten Anträge nicht an der Qualität der Idee scheitern, sondern an vermeidbaren strategischen Fehlern. Es geht nicht nur darum, was Sie beantragen, sondern wie, wann und mit welcher Vorbereitung Sie es tun. Viele konzentrieren sich auf das Ausfüllen von Formularen, übersehen aber die kritischen Stolpersteine wie die „Eigenanteil-Falle“, die Wahl zwischen Projekt- und Grundförderung oder die spezifischen Eigenheiten der Leipziger Förderlandschaft, die sich deutlich von anderen sächsischen Städten unterscheidet.
Doch was wäre, wenn die entscheidende Kompetenz nicht das bürokratische Ausfüllen, sondern das strategische Vorgehen ist? Dieser Leitfaden ist Ihre Navigationshilfe. Wir beleuchten nicht nur die offiziellen Wege, sondern entschlüsseln die ungeschriebenen Regeln und die dahinterliegende Logik. Anstatt Ihnen nur die Tür zu zeigen, geben wir Ihnen den passenden Schlüssel in die Hand. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die spezifischen Leipziger Strukturen für sich nutzen, typische Fallstricke umgehen und Ihr Projekt souverän von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Finanzierung und Umsetzung führen.
Dieser Artikel führt Sie schrittweise durch die entscheidenden Phasen und beantwortet die drängendsten Fragen, die sich Engagierte in Leipzig stellen. Entdecken Sie die Mechanismen, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Inhalt: Ihr Wegweiser durch die Leipziger Förderlandschaft
- Warum fördert Leipzig Ehrenamt strukturell großzügiger als Dresden oder Chemnitz?
- Wie beantragen Sie als frisch gegründeter Verein in Leipzig Ihre ersten 2.000 € Förderung?
- Projektantrag oder Grundförderung: Was für einen Sportverein mit 80 Mitgliedern?
- Warum scheitern 30% der bewilligten Projekte, weil der Eigenanteil nicht gesichert war?
- Wann sollten Sie Ihren Förderantrag einreichen: Im ersten oder letzten Quartal des Jahres?
- Wie starten Sie mit 10.000 € ein eigenes Förderprojekt innerhalb einer Bürgerstiftung?
- Wie organisieren Sie einen Nachbarschaftsgarten in Leipzig mit 500 € und ohne Vereinsstruktur?
- Wie können Bürger und Planer Begegnungsorte schaffen, die tatsächlich zum Verweilen einladen?
Warum fördert Leipzig Ehrenamt strukturell großzügiger als Dresden oder Chemnitz?
Die Antwort auf diese Frage liegt in einer politischen Entscheidung, die Leipzig einen entscheidenden Vorteil verschafft: die dezentrale Vergabe von Mitteln durch die Stadtbezirksbeiräte. Während in vielen Städten Fördergelder zentral verwaltet werden, hat Leipzig eine Struktur geschaffen, die es bürgerschaftlichem Engagement besonders leicht macht, an finanzielle Unterstützung zu kommen. Jeder der zehn Stadtbezirke verfügt über ein eigenes Budget, das gezielt für lokale Projekte eingesetzt wird, die der Allgemeinheit dienen.
Diese dezentrale Struktur senkt die Hürden erheblich. Anstatt sich mit einer großen, anonymen Stadtverwaltung auseinandersetzen zu müssen, haben Antragsteller direkte Ansprechpartner in ihrem eigenen Stadtteil. Die Beiräte kennen die lokalen Bedürfnisse und können oft schneller und unbürokratischer entscheiden. Der Schlüssel zur Großzügigkeit Leipzigs ist also nicht unbedingt ein höheres Gesamtbudget, sondern eine intelligentere, bürgernähere Verteilung.
Konkret bedeutet das: Laut offiziellen Angaben der Stadt Leipzig beträgt das Stadtbezirksbudget 55.000 Euro pro Stadtbezirk und Jahr. Diese Summe ist ausschließlich für die Finanzierung von Projekten vorgesehen, die von Bürgern, Vereinen oder Initiativen vorgeschlagen werden. Diese Struktur fördert eine Kultur der Teilhabe und Wertschätzung, die entscheidend dafür ist, ob Menschen sich für ihr Umfeld engagieren. Es ist ein klares Signal: Lokale Initiative wird nicht nur geduldet, sondern aktiv finanziell gefördert.
Wie beantragen Sie als frisch gegründeter Verein in Leipzig Ihre ersten 2.000 € Förderung?
Für einen jungen Verein ist der erste erfolgreiche Förderantrag ein Meilenstein. Er bringt nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch eine wichtige Bestätigung für die eigene Arbeit. In Leipzig ist der Weg zu den ersten 2.000 € über das Stadtbezirksbudget vergleichsweise unkompliziert, wenn man die richtigen Schritte kennt. Es geht darum, ein klares, umsetzbares und für die Öffentlichkeit relevantes Projekt vorzustellen.

Der Prozess ist bewusst niederschwellig gehalten. Anstatt eines komplexen, seitenlangen Antrags genügt oft eine präzise Beschreibung der Idee, ein nachvollziehbarer Kostenplan und die Darstellung des Nutzens für die Nachbarschaft. Wichtig ist, die Bearbeitungszeiten im Blick zu haben: Bei Anträgen bis 1.000 € sollten Sie mit etwa sechs Wochen rechnen, bei höheren Summen eher mit zehn bis zwölf Wochen. Der folgende Plan führt Sie durch den Prozess:
- Projektantrag online stellen: Nutzen Sie das offizielle Portal für das Stadtbezirksbudget. Beschreiben Sie Ihr Projekt klar und stellen Sie sicher, dass es öffentlich zugänglich ist und der Allgemeinheit dient.
- Bearbeitungszeit einplanen: Rechnen Sie bei Anträgen bis 1.000 Euro mit ca. sechs Wochen, bei Anträgen über 1.000 Euro mit zehn bis zwölf Wochen. Geduld ist hier ein wichtiger Faktor.
- Sitzung des Stadtbezirksbeirats: Nach einer formalen Prüfung wird Ihr Antrag auf die Tagesordnung gesetzt. Ihre persönliche Teilnahme an der Sitzung wird dringend empfohlen, um Fragen direkt zu beantworten und für Ihr Projekt zu werben.
- Zuwendungsbescheid erhalten: Nach einem positiven Votum erhalten Sie den offiziellen Bescheid. Möglicherweise werden Sie aufgefordert, einen aktualisierten Kosten- und Finanzierungsplan einzureichen.
- Verwendungsnachweis erbringen: Nach Abschluss des Projekts haben Sie drei Monate Zeit, um nachzuweisen, wie die Mittel verwendet wurden. Die Frist endet spätestens am 31. Januar des Folgejahres.
Projektantrag oder Grundförderung: Was für einen Sportverein mit 80 Mitgliedern?
Diese Frage stellt sich fast jeder Verein früher oder später und die Antwort hat weitreichende Konsequenzen. Für einen Sportverein mit 80 Mitgliedern ist die Unterscheidung zwischen Projektförderung und Grundförderung (auch institutionelle Förderung genannt) von zentraler Bedeutung für die strategische Finanzplanung. Die falsche Wahl kann zu Frustration und abgelehnten Anträgen führen.
Die Projektförderung ist für zeitlich begrenzte, konkrete Vorhaben gedacht. Sie ist ideal für einmalige Anschaffungen wie neue Trikots, die Organisation eines Sommerfestes oder den Kauf neuer Sportgeräte. Sie ist auch für frisch gegründete Vereine sofort zugänglich und in der Antragstellung weniger komplex. Ein gutes Beispiel hierfür sind Mikroförderprogramme, wie sie die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) anbietet. So unterstützt die DSEE mit dem Mikroförderprogramm ehrenamtlich getragene Organisationen in strukturschwachen und ländlichen Regionen mit bis zu 1.500 Euro.
Die Grundförderung hingegen zielt darauf ab, die laufenden Kosten des Vereinsbetriebs zu decken – also Miete für die Sporthalle, Trainerhonorare oder Verwaltungskosten. Sie ist langfristig angelegt, wird oft jährlich beantragt und sichert die Existenz des Vereins. Allerdings ist sie an höhere Hürden geknüpft: In der Regel wird eine mehrjährige (oft 2-3 Jahre) erfolgreiche Vereinstätigkeit vorausgesetzt, und die Anträge sind deutlich aufwendiger. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen:
| Kriterium | Projektförderung | Grundförderung (Institutionell) |
|---|---|---|
| Zweck | Einmalige Anschaffungen, Events | Laufende Kosten, Dauerbetrieb |
| Zeitrahmen | Zeitlich begrenzt | Langfristig, jährlich |
| Eignung für neue Vereine | Sofort möglich | Nach 2-3 Jahren Vereinsgeschichte |
| Beispiele | Neue Trikots, Sportgeräte | Hallenmiete, Trainerhonorare |
| Antragskomplexität | Niedrig bis mittel | Hoch |
Für den genannten Sportverein mit 80 Mitgliedern bedeutet das: Ist der Verein neu, sollte er sich auf Projektförderungen konzentrieren, um erste Erfolge zu erzielen und sich zu etablieren. Besteht der Verein bereits seit mehreren Jahren und hat eine stabile Mitgliederbasis, kann der Schritt zur Beantragung einer Grundförderung sinnvoll sein, um den Betrieb langfristig zu sichern.
Warum scheitern 30% der bewilligten Projekte, weil der Eigenanteil nicht gesichert war?
Es ist das wohl bitterste Szenario für jeden Verein: Der Förderantrag ist bewilligt, die Freude ist riesig – doch das Projekt kann nicht starten, weil das Geld nicht abgerufen werden kann. Der Grund ist oft die „Eigenanteil-Falle“. Viele Antragsteller gehen fälschlicherweise davon aus, dass eine Förderung die gesamten Kosten eines Projekts abdeckt. Doch das ist ein gefährlicher Trugschluss. Die Realität ist, dass nur selten ein gesamtes Projekt zu 100 Prozent finanziert wird. Typisch ist eine teilweise Förderung, die eine Eigenbeteiligung des Vereins zwingend voraussetzt.
Dieser Eigenanteil ist kein Misstrauensvotum, sondern ein Bekenntnis des Vereins zu seinem eigenen Projekt. Fördergeber wollen sehen, dass die Organisation selbst bereit ist, Ressourcen zu investieren. Scheitert die Sicherung dieses Anteils, platzt die gesamte Finanzierung. Die oft genannte, wenn auch informelle, Zahl von 30 % gescheiterter Projekte aus diesem Grund verdeutlicht die Brisanz des Themas. Der Eigenanteil muss daher von Anfang an ein zentraler Bestandteil der Finanzierungsstrategie sein, nicht ein nachträglicher Gedanke.
Doch wie kann ein kleiner Verein diesen Anteil stemmen? Die Möglichkeiten sind vielfältiger, als viele denken. Es geht nicht immer nur um Geld auf dem Vereinskonto. Kreativität und eine gute Planung sind hier der Schlüssel. Die folgenden Strategien haben sich in der Praxis bewährt:
- Realistische Kalkulation: Planen Sie von vornherein eine Eigenbeteiligung ein, egal ob es sich um eine Fehlbedarfs-, Festbetrags- oder Anteilsfinanzierung handelt.
- Klassische Finanzierungswege: Sichern Sie den Eigenanteil durch Mitgliedsbeiträge, gezielte Spendenaktionen oder lokales Sponsoring.
- Ehrenamtliche Arbeit als Kapital: Dokumentieren und bewerten Sie die unbezahlte Arbeitsleistung Ihrer Mitglieder als fiktiven Eigenanteil. Viele Fördergeber erkennen dies an.
- Drittmittel clever nutzen: Beantragen Sie Gelder bei anderen Stiftungen oder Förderprogrammen gezielt, um den kommunalen Eigenanteil zu decken.
- Kreative Aktionen: Organisieren Sie ein lokales Crowdfunding, einen „Baustein-Verkauf“ für Ihr Bauprojekt oder ein Benefizkonzert.
Wann sollten Sie Ihren Förderantrag einreichen: Im ersten oder letzten Quartal des Jahres?
Die Frage nach dem perfekten Timing für einen Förderantrag ist unter Ehrenamtlichen ein Dauerbrenner. Die landläufige Meinung schwankt zwischen zwei Extremen: so früh wie möglich einreichen, um sicher dabei zu sein, oder zum Jahresende, wenn vielleicht noch Restmittel vorhanden sind. Für Leipzig lässt sich diese Frage jedoch sehr klar beantworten und widerlegt einige Mythen. Der Schlüssel liegt erneut im Verständnis des fortlaufenden Verfahrens der Stadtbezirksbudgets.
Anders als bei vielen Förderprogrammen mit starren Stichtagen werden Anträge für das Stadtbezirksbudget in Leipzig kontinuierlich behandelt. Für das Jahr 2025 beispielsweise können Anträge vom 1. November 2024 bis zum 31. August 2025 gestellt werden. Die Stadtbezirksbeiräte entscheiden in ihren regelmäßigen Sitzungen über die vorliegenden Anträge, solange die Mittel im Topf noch nicht ausgeschöpft sind. Das bedeutet: Es gibt nicht den einen magischen Zeitpunkt.

Warten bis zum letzten Quartal ist die mit Abstand schlechteste Strategie. Zu diesem Zeitpunkt sind die Budgets oft bereits vollständig verplant oder gar überzeichnet. Der Wettbewerb um die letzten Reste ist hoch, und die Chancen sinken dramatisch. Die beste Strategie ist daher, den Antrag dann einzureichen, wenn er wirklich fertig und gut durchdacht ist – idealerweise im ersten oder zweiten Quartal des Jahres. Dies signalisiert gute Planung und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass noch ausreichend Mittel verfügbar sind.
Dieser Ansatz wird auch von Experten gestützt. Wie die Redaktion von Vereinswelt.de in ihrem Ratgeber rät, ist eine frühzeitige Planung das A und O:
Beginnen Sie Ihr Vorhaben, Fördermittel für den Verein zu beantragen, so früh wie möglich.
– Vereinswelt.de Redaktion, Fördermittel für Vereine – Ratgeber
Ein früher Antrag gibt Ihnen zudem einen Puffer, um auf Rückfragen zu reagieren oder den Antrag nachzubessern, falls dies erforderlich sein sollte. Antrags-Timing ist also keine Lotterie, sondern eine strategische Entscheidung.
Wie starten Sie mit 10.000 € ein eigenes Förderprojekt innerhalb einer Bürgerstiftung?
Für engagierte Bürger oder Familien, die über ein gewisses Kapital verfügen und gezielt einen gemeinnützigen Zweck in ihrer Region unterstützen möchten, gibt es eine elegante und oft übersehene Möglichkeit jenseits der eigenen Vereinsgründung: die Errichtung eines Stiftungsfonds unter dem Dach einer bestehenden Bürgerstiftung. Diese Option ist ideal für alle, die mit einer Summe ab 10.000 € nachhaltig Gutes tun wollen, ohne den administrativen Aufwand einer eigenen Stiftung zu betreiben.
Bürgerstiftungen, wie es sie beispielsweise in Leipzig und Dresden gibt, agieren als professionelle Dienstleister für Philanthropen. Sie verwalten das eingebrachte Kapital und kümmern sich um die rechtssichere Vergabe der Erträge gemäß dem vom Stifter festgelegten Zweck. Das ist ein extrem effizienter Weg, um ein eigenes kleines „Förderprogramm“ ins Leben zu rufen. Die Schlagkraft dieser Stiftungen ist enorm; so verwaltet allein die Bürgerstiftung Dresden im Auftrag des Freistaats Sachsen Fördermittel in Höhe von 10,6 Millionen Euro aus dem Programm „Wir für Sachsen“.
Ein Stiftungsfonds bietet maximale Flexibilität: Sie können den Namen des Fonds bestimmen und den Förderzweck sehr präzise definieren – sei es die Unterstützung von Jugendmusikschulen, Tierschutzprojekten oder dem lokalen Sport. Der Weg zur Gründung eines solchen Fonds ist in der Regel ein gut begleiteter Prozess:
- Schritt 1: Kontaktaufnahme: Nehmen Sie Kontakt mit der lokalen Bürgerstiftung in Ihrer Stadt auf.
- Schritt 2: Beratungsgespräch: In einem persönlichen Gespräch klären Sie Ihre Ziele und den genauen Förderzweck Ihres geplanten Fonds.
- Schritt 3: Satzungsgestaltung: Gemeinsam mit den Experten der Bürgerstiftung entwerfen Sie die Satzung für Ihren Fonds, die alle wichtigen Regelungen enthält.
- Schritt 4: Einzahlung des Kapitals: Sie zahlen das Stiftungskapital ein. Viele Stiftungen ermöglichen die Gründung eines Fonds bereits ab einer Summe von 10.000 Euro.
- Schritt 5: Erste Ausschreibung: Die Bürgerstiftung startet die erste Förderausschreibung im Namen Ihres Fonds und organisiert die Auswahl der Projekte.
Diese Vorgehensweise ermöglicht es Ihnen, sich voll auf den inhaltlichen Zweck zu konzentrieren, während die Stiftung die administrative Last übernimmt. Es ist ein kraftvoller Hebel für gezieltes bürgerschaftliches Engagement.
Wie organisieren Sie einen Nachbarschaftsgarten in Leipzig mit 500 € und ohne Vereinsstruktur?
Die Vorstellung, dass man für die Realisierung einer gemeinnützigen Idee immer einen eingetragenen Verein (e.V.) benötigt, ist ein weit verbreiteter Irrtum und eine hohe Hürde für spontanes Engagement. Gerade in Leipzig ist das Gegenteil der Fall: Das Stadtbezirksbudget ist explizit so konzipiert, dass es auch informellen Gruppen und sogar Einzelpersonen offensteht. Sie möchten mit Ihren Nachbarn eine triste Grünfläche in einen blühenden Gemeinschaftsgarten verwandeln? Dafür brauchen Sie keine Satzung und keinen Vorstand – nur eine gute Idee und einen klaren Plan.
Grundsätzlich können alle Bürgerinnen und Bürger Leipzigs Projekte einreichen. Das ist eine bewusste Entscheidung, um Mikro-Interventionen im städtischen Raum zu fördern. Ein Nachbarschaftsgarten ist ein perfektes Beispiel dafür: Er ist sichtbar, stiftet Gemeinschaft und wertet das direkte Lebensumfeld auf. Mit einem Budget von nur 500 € lässt sich bereits Erstaunliches bewirken, wenn die Mittel klug eingesetzt werden. Wichtig ist, dass das Projekt öffentlich zugänglich ist und einen Mehrwert für die Anwohner schafft.
Ein überzeugender Antrag für ein solches Projekt benötigt keinen komplexen Businessplan, sondern einen einfachen, aber realistischen Kosten- und Finanzierungsplan. Ein Budget von 500 € könnte beispielsweise wie folgt aufgeteilt werden:
- 150 € – Material für Hochbeete: Drei robuste Hochbeete, gebaut aus kostengünstigen Europaletten.
- 120 € – Erde und Kompost: Hochwertige Bio-Erde von einem lokalen Anbieter, um eine gute Ernte zu sichern.
- 50 € – Saatgut und Jungpflanzen: Eine bunte Mischung aus Gemüse, Kräutern und Blumen für den Start.
- 80 € – Gemeinsame Gartenwerkzeuge: Ein Basis-Set aus Schaufeln, Harken und Gießkannen zur gemeinsamen Nutzung.
- 50 € – Werbematerial: Einfache Flyer und Plakate, um die Nachbarschaft zu informieren und zum Mitmachen einzuladen.
- 50 € – Kleines Eröffnungsfest: Kaffee, Kuchen und Saft, um den Start des Gartens gemeinsam zu feiern und neue Helfer zu gewinnen.
Dieser Plan zeigt dem Stadtbezirksbeirat, dass Sie sich konkrete Gedanken gemacht haben und jeder Euro sinnvoll investiert wird. Er beweist, dass auch mit kleinen Mitteln eine große Wirkung erzielt werden kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Leipzigs Vorteil nutzen: Die dezentralen Stadtbezirksbudgets sind der direkteste und unbürokratischste Weg zu Fördergeldern für lokale Projekte.
- Die Eigenanteil-Falle vermeiden: Planen Sie von Anfang an eigene Mittel oder anerkennbare ehrenamtliche Arbeit ein. Eine 100%-Finanzierung ist die absolute Ausnahme.
- Klein anfangen: Auch als Privatperson oder lose Initiative können Sie mit Budgets von nur wenigen hundert Euro sichtbare Projekte wie Nachbarschaftsgärten realisieren.
Wie können Bürger und Planer Begegnungsorte schaffen, die tatsächlich zum Verweilen einladen?
Ein lebenswerter Stadtraum entsteht nicht nur durch große Bauprojekte, sondern vor allem durch kleine, durchdachte Interventionen, die aus anonymen Orten gelebte Begegnungsstätten machen. Die Frage ist: Wie schafft man Orte, an denen Menschen nicht nur vorbeigehen, sondern gerne verweilen? Die Antwort liegt in der direkten Beteiligung derer, die diese Orte täglich nutzen: der Bürger selbst. Förderinstrumente wie das Leipziger Stadtbezirksbudget sind hierfür der entscheidende Hebel.
Die umgesetzten Projekte in Leipzig zeigen eindrücklich, was mit relativ kleinen Mitteln möglich ist. So wurden über das Stadtbezirksbudget seit 2021 unter anderem 306 Fahrradbügel, 82 Papierkörbe und 150 Feste finanziert. Auf den ersten Blick mögen das Kleinigkeiten sein, doch in der Summe formen sie die Qualität des öffentlichen Raums. Eine Büchertauschbox am Liviaplatz, eine neue Bepflanzung auf dem Richterplatz oder ein kleiner Rutschturm auf einem Spielplatz sind genau die Art von Mikro-Interventionen, die einen Ort mit Leben füllen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, den Bedarf vor Ort zu erkennen und die Anwohner in den Planungsprozess einzubeziehen. Ein Workshop ist hierfür ein ideales Werkzeug. Er muss kein großes Budget erfordern, kann aber unschätzbar wertvolle Ideen hervorbringen, die dann als Grundlage für einen Förderantrag dienen. Die Organisation eines solchen Beteiligungsprozesses ist selbst ein förderfähiges Projekt.
Ihr Aktionsplan: Einen Beteiligungs-Workshop organisieren
- Räumlichkeiten klären: Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde nach kostenlosen Räumen oder planen Sie die Raummiete als Teil des Förderantrags. Sach- und Honorarausgaben sind oft förderfähig.
- Expertise einbinden: Bitten Sie ehrenamtliche Moderatoren, Stadtplaner oder Architekten aus der Nachbarschaft um Unterstützung bei der Durchführung des Workshops.
- Materialien beschaffen: Organisieren Sie einfaches Kreativmaterial wie Pinnwände, bunte Stifte, Klebepunkte und große Papierbögen, um Ideen visuell zu sammeln.
- Ergebnisse sichern: Dokumentieren Sie alle Ideen und Ergebnisse sorgfältig mit Fotos und Protokollen. Dies ist die perfekte Grundlage für Ihren späteren Förderantrag.
- Für das Wohl sorgen: Planen Sie eine kleine Verpflegung (Kaffee, Kekse, Wasser) ein. Diese Geste der Wertschätzung fördert eine konstruktive und angenehme Atmosphäre.
Indem Bürger und Planer auf diese Weise zusammenarbeiten, entstehen nicht nur funktionale, sondern auch emotionale und soziale Ankerpunkte im Viertel. Es geht darum, Räume zu schaffen, die eine Geschichte erzählen – die Geschichte der Menschen, die sie mitgestaltet haben.